Presseerklärung der Bürgerinitiative “Pro Lebensraum Wartenberg“ vom 12.04.2018
Aktuelle Umfrage: Unternehmen in Wartenberg erwarten deutliche Verschlechterung ihrer Geschäfte bei Bau der Ortsumgehung B254n
Die Bürgerinitiative Pro Lebensraum Wartenberg hat Anfang April 2018 eine Umfrage hinsichtlich der geplanten Ortsumgehung durchgeführt. Befragt wurden an der B 254 ansässige Wartenberger Unternehmen mit der Zielgruppe Endverbraucher. Das von der Gemeinde in Auftrag gegebene Gutachten hatte hierzu keine Daten erhoben.
Verlust von Kaufkraft
Die Umfrageergebnisse machen deutlich: Die guten und vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten in Wartenberg werden zu einem sehr großen Teil durch die Kaufkraft von ortsfremden Käufern gesichert. Nach überwiegender Einschätzung der Unternehmer würde diese Kaufkraft nach einem Bau der Umgehungsstraße wegfallen und somit an andere Standorte abfließen. Gerade die großen und wichtigen Einzelhandelsfilialen für die Nahversorgung erwarten durchweg eine Verschlechterung ihrer geschäftlichen Entwicklung durch eine Umgehung. Stephan Eichhorn bestätigt: „Bei der Sanierung der Straße zwischen Angersbach und Lauterbach hatten wir einen Umsatzrückgang von ca. 25% in den betreffenden Monaten.“
Alternativen: Standortverlagerung oder Schließung
Die Alternativen sind nach Auffassung der Bürgerinitiative dann im Wesentlichen eine Standortverlagerung an den „Tiegel“, soweit flächenmäßig möglich, oder die komplette Schließung. Es ist aber nicht vorhersehbar, ob z.B. Aldi, REWE, Fundgrube oder Eichhorn eine neue Filiale „Am Tiegel“ eröffnen werden. Denn in Großenlüder und Lauterbach gibt es bereits zentrale Standorte von Einzelhandelsketten bzw. einen Baumarkt. Zudem verfügen die Nachbargemeinden über ein größeres Einzugsgebiet, mehr Einwohner und damit Kaufkraft als Wartenberg. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass es die heute vorhandene große Auswahl an Nahversorgern in Wartenberg so nicht mehr geben wird. Auch Neueröffnungen oder Geschäftsnachfolger im Ortskern sind aufgrund der Umfrageergebnisse nicht zu erwarten.
Folgen für Arbeitsplätze und Steuereinnahmen
Ortsnahe Arbeitsplätze würden verloren gehen und Einnahmen aus der Gewerbesteuer sinken. Gleichzeitig drohen aber hohe Kosten für die Gemeinde und Anliegerbeiträge bei einer Umstufung der B 254 zu einer Gemeindestraße. Das Einkaufen zu Fuß würde weitestgehend der Vergangenheit angehören. Die Einkäufe müssten wiederum mit dem PKW erledigt werden.
Fragestellungen an die Betriebe
Von 24 befragten Betrieben haben 18 die Umfragebögen ausgefüllt. Die erste Frage lautete: „Wie hoch ist der geschätzte Anteil am Umsatz Ihres/Ihrer Geschäft/Filiale in Wartenberg von Bürgern außerhalb von Wartenberg?“ 16 Geschäfte gaben an, dass der geschätzte Anteil am Umsatz mit Kunden außerhalb Wartenbergs bei mehr als 20% liegt. Davon erwirtschaften sogar 11 Betriebe mehr als 30% ihres Umsatzes mit ortsfremden Kunden. Nur ein Betrieb gab einen Umsatzanteil von lediglich 0 bis 10% an, ein weiterer Betrieb die Spanne 10% bis 20%.
Die zweite Frage lautete: „Erwarten Sie eine Verbesserung oder Verschlechterung Ihrer geschäftlichen Entwicklung durch die Ortsumgehung?“ Eine Verbesserung erwartet kein einziges Geschäft und eine gleichbleibende Entwicklung lediglich ein Betrieb. Eine Verschlechterung der geschäftlichen Entwicklung erwarten dagegen 17 von 18 Betrieben. Die Umfragebögen boten Platz für zusätzliche Bemerkungen und wurden dem Gemeindevorstand übergeben.
„Die jetzt geforderten Korrekturen durch die Gemeindevertretung Wartenberg werden die gravierenden Nachteile der geplanten Ortsumgehung jedoch nicht beseitigen“ erklärte Hubert Reinhardt, der Sprecher der BI. Dies gilt insbesondere, wie auch die Umfrage deutlich zeigt, für die heute an der B254 liegenden Einzelhandelsbetriebe mit ihren ortsnahen Arbeitsplätzen.
Download Artikel aus dem Lauterbacher Anzeiger vom 13.04.2018